»[Un]seen Sacred Spaces« von Asma Aiad, 3D Environment / Visualisierung: Rebecca Merlic

Muslim*Present in Köln 

Intervention & Gespräch

Eine Intervention im öffentlichen Raum von Asma Aiad, kuratiert von Simone Pfeifer 

Im Rahmen von »Muslim*Present« wird die Künstlerin Asma Aiad zwei Arbeiten im Zeitraum vom 10. bis 24. Juni 2023 in Köln umsetzen: »Das hier ist kein Kopftuch« und »[Un]sichtbare Moscheen«. Zudem wird eine begleitende Veranstaltung mit einem Künstlerinnengespräch und einer Lesung am 10. Juni 2023 in Köln stattfinden. 

In ihrer Arbeit »Das hier ist kein Kopftuch« setzt sich Asma Aiad mit den immer wiederkehrenden Debatten um das sogenannte muslimische ›Kopftuch‹ und die Deutungshoheit über den weiblichen Körper auseinander. Was ist eine Kopfbedeckung? Wann und von wem wird eine Kopfbedeckung als muslimisch gelesen und wann nicht? Was ist diese Kopfbedeckung für die Frauen, die sie tragen und mit welchen Fremdzuschreibungen und Machtdemonstrationen müssen sie sich auseinandersetzen? Auf spielerische Art zeigen die neun Portraits einer jungen Frau mit verschiedenen Kopfbedeckungen wie unterschiedliche Diskriminierungsformen zusammenhängen und in der Gesellschaft verhandelt werden.

Durch die fotografische Auseinandersetzung nimmt Asma Aiad Bezug auf die Arbeit des belgischen Surrealisten René Magritte und stellt die Verbindung von Worten, Abbildungen und deren Bedeutungen in Frage. Die Kachel, auf der die neun Porträts in einem Instagram-Raster angeordnet sind, aktualisiert die bekannte kunsthistorische Arbeit im Kontext von Social Media und aktuellen gesellschaftlichen Debatten. In Köln wird die Arbeit an drei Standorten auf Plakatwänden im öffentlichen Raum gezeigt. Passant:innen sind dazu eingeladen, im digitalen Raum auf die Arbeit zu reagieren. Die Verbindung von physischer Präsenz und Intervention vor Ort und der digitalen Ästhetiken und Praktiken verweisen dabei auf einen Handlungsspielraum für muslimische Perspektiven jenseits der dominanten Diskurse in postmigrantischen Gesellschaften.

Mit »[Un]sichtbare Moscheen« weitet Asma Aiad eine bereits bestehende Arbeit auf Köln aus und wird diese während ihres Aufenthalts in Köln erarbeiten. In der fotografischen Dokumentation von ausgewählten Moscheen in Köln setzt sich die Künstlerin mit der Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit von religiösen Gebäuden in Köln auseinander. [Un]sichtbarkeit fasst sie dabei keineswegs nur als Gegensatzpaar auf, sondern verweist auf die vielschichtigen Bedeutungsebenen. Der weithin sichtbare und repräsentative Bau der Zentralmoschee in Köln hat zu vielen Debatten geführt. Während hingegen viele Moscheen in Wohnhäusern, Ladenlokalen oder ehemaligen Industriegebäuden nicht als religiöse Orte im Stadtraum lesbar und sichtbar und deshalb häufig weniger öffentlichen Debatten ausgesetzt sind. Ihre Unsichtbarkeit schützt sie also gewissermaßen. Doch auch innerhalb der Moscheen sind nicht alle Teile für jeden gleichermaßen sichtbar. Durch ihre Intervention und Dokumentation macht Asma Aiad Orte in Köln aus einer künstlerischen Perspektive sichtbar, die sonst häufig nur in aufgeladenen Debatten und nicht ihrer alltäglichen Vielfalt wahrgenommen werden.

Im Gespräch mit Fatima Remli thematisieren die Künstlerin Asma Aiad (Wien) und die Wissenschaftlerin Lana Sirri (Berlin) islamische feministische Perspektiven auf aktuelle Debatten der postmigrantischen Gesellschaft. Sie bringen dabei unterschiedliche aktivistische und künstlerische Positionen in die Diskussion um das ›Kopftuch‹, patriarchale Strukturen und Queer-Muslimische Perspektiven ein. Ausgangspunkte des Gesprächs sind die am Ebertplatz auf einer Plakatwand ausgestellte Arbeit »Das hier ist kein Kopftuch« von Asma Aiad und die Lesung aus Lana Sirris Buch Einführung in islamische Feminismen (w_orten & meer 2020). 

Ort: Social Media & Plakatwände in der Stadt Köln 
Zeit: 10. Juni – 20. Juli 2023
Talk & Lesung mit Asma Aiad und Dr. Lana Sirri, moderiert von Fatima Remli
Sa., 10. Juni 2023, 19 – 20.30 Uhr, Ebertplatz (Passage), 50668 Köln

Flyer Deutsch & Englisch
Map

Künstlerinnen

Asma Aiad

Asma Aiad ist Künstlerin, Aktivistin und Mitbegründerin von Salam Oida, einer Initiative, die Vielfalt in Kunst und Kultur feiert. Sie ist Sprecherin des österreichischen Anti-Rassismus Volksbegehren »Black Voices«. Ihr Aktivismus und ihre künstlerische Arbeit beschäftigen sich mit Rassismus, Feminismus und der Dekonstruktion von Stereotypen. In ihren verschiedenen Arbeiten wie »Das hier ist kein Kopftuch« oder »[Un]seen Sacred Spaces« setzt sie sich mit ihrer muslimischen Identität in Österreich & Europa und Themen wie Diskriminierung, Repräsentation und Kunst auseinander. Sie hat ihren Master am Institut für Gender Studies zu dem Thema Islamischer Feminismus abgeschlossen und promoviert derzeit an der Akademie der bildenden Künste Wien.

Dr. Lana Sirri

Dr. Lana Sirri ist Forscherin und Aktivistin, die sich in ihrer Arbeit mit den Schnittstellen von Religion, Gender und Sexualität befasst und dabei das islamische feministische Denken kritisch untersucht. Ihr Buch Islamic Feminism: Discourses on Gender and Sexuality in Contemporary Islam wurde 2020 in der Routledge-Buchreihe »Critical Studies in Religion, Gender, and Sexuality« veröffentlicht. Da Wissensvalorisierung und gesellschaftliche Reichweite für ihren akademischen Werdegang unverzichtbar sind, veröffentlichte Lana 2017 und 2020 auch ein Sachbuch mit dem Titel Einführung in islamische Feminismen, das darauf abzielt, verschiedene Perspektiven des islamischen Feminismus für Laien zugänglich zu machen. Derzeit arbeitet Lana an der kreativen Umsetzung ihres Buches in eine Graphic Novel, die als Empowerment-Tool für muslimische Jugendliche in Deutschland konzipiert ist. Lana ist assoziierte Expertin des Centre for Intersectional Justice (CIJ) und Mitbegründerin der Gruppe Berlin Muslim Feminists, einer Initiative, die sich für muslimische Ethik und einen inklusiven, intersektionalen Feminismus einsetzt.

Fatima Remli

Fatima Remli arbeitet als freischaffende Autorin, Moderatorin und Podcasterin. Für mehrere Magazine, Theater und Festivals moderierte sie auch Live-Formate. Sie setzt sich im Bereich geflüchtete Menschen, Feminismus und die Sichtbarkeit der Maghrebischen Diaspora ein und ist im Ausschuss »Soziales und Senioren« der Stadt Köln politisch aktiv. Fatima veröffentlichte mehr ihrer politischen Lyrik, wie sie es gerne benennt. Mit ihren lyrischen Texten war sie in der Ausstellung Resist! The Art of Resistance (2021/2022) im Rautenstrauch-Joest Museum tätig und Mitglied in mehreren Writer Rooms, sowie beim Runden Tisch für »Fonds Darstellende Künste«.